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Wie Man(n) einen Weinberg ruiniert.

 

Zwei Mann haben es geschafft, in nur zwei Jahren, einen gepachteten Weinberg zu ruinieren.
Wobei hier das Wort „geschafft“ zweideutig ist. Denn durch „nichts schaffen“ kam es zu diesem desolaten Zustand der Rebstöcke.

Kurzversion

Aber der Reihe nach:
Es geht um einen gut erhaltenen, 20 Jahren alten Weinberg mit 7 Ar. Diesen habe ich 2022 an zwei Männer verpachtet. Einer der beiden hat Jahrzehnte lange Erfahrung im Weinbau. Da er neben der Sternwarte liegt, habe ich angeboten ihn regelmäßig zu mähen. Die Beiden haben rechtzeitig die Reben geschnitten und das Reisig entfernt, so konnte ich das Gras mähen. Das ganze Jahr 2022 über haben sie den Weinberg gepflegt und auch gespritzt. So konnten sie gesunde Trauben ernten, was über 700 Liter Traubensaft ergab.

Mai 2022

Weinberg-2022 05 13

 

Oktober 2022

Weinberg-2022 10 23

 


2023
Die Reben wurde sehr Spät geschnitten und angebunden. Anfang Mai, das Reisig lag noch in den Gassen und war vom Gras überwuchert. Darum mähte ich nicht mehr. Die Pflege ließ in 2023 deutlich nach. Das betraf unter anderem das Mähen, putzen der Stämmchen, das einbringen der Ruten in das Drahtgerüst und das vorsorgliche Spritzen der Reben. Gedüngt wurde der Weinberg auch nicht. Bis in den Juli 2023 hinein hatten wir eine Trockenphase. Dann aber sehr viele Regentage, die einen gewaltigen Schub an Krankheiten auslösten. Und weil nicht, beziehungsweise viel zu spät gespritzt wurde, bekamen die Trauben eine Sauerfäule. Die Pächter konnten nur sehr wenige Trauben durch Auslese ernten.

 

April 2023

(Ich hatte leider kein anderes Foto, als das mit dem Oldtimer im Vordergrund)

 

Bei guter Pflege der Reben konnte man auch 2023 gesunde Trauben ernten.

 

 


2024
Geschnitten und angebunden wurde erst nach dem Austrieb. Ende Mai, das Rebholz liegt immer noch in den Gassen und gemäht wurde auch noch nicht. Wie letztes Jahr wurde wiederum nicht gedüngt. In 2024 trieben die Reben witterungsbedingt extrem früh aus. Dann kam am 23. Mai ein Spätfrost. Dadurch sind alle Triebe und Gescheine in den unteren drei Gewannen der Rebanlage erfroren. Es hatten sich auch keine neuen Trauben mehr gebildet.
Die Pächter hatten Glück, denn bei diesem obersten Gewann gab es kaum Frostschäden. Bis in den Frühsommer gab es reichlich Hitze- und Regentage. Dieses feuchtwarme Wetter begünstigte den Befall von Mehltau gewaltig. Um diese Gefahr zu bannen spritzten alle Winzer noch häufiger als sonst. Ebenso wurde die Begrünung in den Gassen kurz gehalten.
Am 21. Mai 2024 habe ich die Pächter gefragt, ob sie im Weinberg nichts mehr machen wollen. Mitte Juni wurde dann das abgeschnittene Rebholz aus den Gassen entfernt. Dann das über einen Meter hohe Gras gemäht und anschließend das erste mal in 2024 gespritzt. Es war viel zu spät, denn nicht nur das Laub, sondern auch die Gescheine waren schon braun verfärbt. Folglich hatte der Mehltau schon zugeschlagen. Noch stärker begünstigt durch das hohe Gras. Es nimmt den Reben nicht nur die Energie, sondern hält alles schön feucht. Was den Pilzbefall noch weiter begünstigt. Im Weinberg mit der Rebsorte Spätburgunder (Pinot Noir) gibt es in 2024 keinen einzigen Trauben.

Am 21. Juli 2024 haben beide Pächter den Vertrag frühzeitig gekündigt. Ich stimmte dem zu, damit ich mir die Sauerei nicht mehr länger ansehen muss. Und mir auch nicht vom Winzer anhören muss, dass die Pilzsporen seinen gesunden Weinberg infizieren.
Am 23. und 24. Juli arbeitete ich insgesamt 16 Stunden um die Rebstöcke zu retten. Diese 16 Arbeitsstunden hätten locker ausgereicht um den Weinberg bis Dato vernünftig zu Pflegen.

Der Mehltau an den Reben.

 

Juli 2024

Der Mehltau kann an Reben immensen Schaden anrichten. Besonders extrem, wenn ein Weinberg nicht gepflegt wird. Doch die Pilzkrankheit wirkt sich nicht nur auf das Laub aus. Gescheine nennt man die angehenden Trauben vor der Blüte. Diese färbten sich von grün auf braun und starben zuerst ab. Doch durch das Nichtstun hat der Pilz auch zusätzlich die Ruten befallen.

 

 Das vom Mehltau befallenen Laub wird braun und fällt ab. Somit sind die Pilzsporen nun im Boden und können auch im Folgejahr die Reben erneut anstecken.

 

 

Noch schlimmer kommt es, wenn auch die Ruten befallen sind. Dunkle bis schwarz gefärbte Ruten fallen gleich ins Auge.

 
Ein sehr leichter Druck, lässt die Ruten sofort brechen. Folglich ist kein Holz für das kommende Jahr vorhanden.

Mehltau 2024 07 23 6

 

 

 Die Rebstöcke retten.

 

So sah der Weinberg vor meiner Bearbeitung am 22. Juli 2024 aus. Bis dahin wurde durch die Pächter nur einmal gemäht und gespritzt. Das Laub sollte schon weit über die obersten Drähte ragen. Doch durch den Mehltau sind die Reben extrem geschwächt.

Reben Rettung 2024 07 22

 

23.07.2024
Erster Arbeitsschritt, die Begrünung in den Gassen und unter den Reihen zu mulchen.


Reben Rettung 2024 07 23 1

 

Zweiter Arbeitsschritt, möglichst alle befallenen Ruten heraus schneiden. Die Austriebe an den Stämmchen entfernen. Ich wollte das gesamte Schnittgut aus dem Weinberg heraus tragen. Ein Winzer sagte mir, das sei unnötig, denn der Boden ist ehe schon mit Pilzsporen verseucht.

Reben Rettung 2024 07 23 2

 

 Dritter Arbeitsschritt, das Schnittgut klein gemulcht.

Reben Rettung 2024 07 23 3

 

So nun ist Luft im Weinberg. Das sollte den weiteren Pilzbefall hemmen. Laut dem Fachmann, bringt das Spritzen gegen den Mehltau zum jetzigen Zeitpunkt und in dieser Lage auch nicht mehr viel. Wichtig ist das sauber Halten.
Da ich im kommenden Jahr kaum, beziehungsweise keine Ruten zur Verfügung haben werde, soll ich um den Kopf des Stämmchens einige Augen stehen lassen.
 

Reben Rettung 2024 07 24

 Der Spätburgunder, auch Schwarzburgunder oder Blauburgunder sowie Pinot Noir genannt, ist einer der bedeutendsten und qualitativ hochwertigsten Rotweine.

 

 

 Meine Tafeltrauben

 

Meine Tafeltrauben sehen zu dem gleichen Zeitpunkt so aus. Obwohl einige früh reifende Sorten Frostschaden erlitten haben und dadurch geschwächt waren. Der Befall von Mehltau ist hier sehr gering. Das kann man durch gute Pflege erreichen. Auf dem Foto sieht man welke Blätter auf dem Boden liegen. Das sind die oben herausstehenden Gipfel, die man regelmäßig abschneidet.

Tafeltrauben 2024 07 19a

 

 

Tafeltrauben 2024 07 19b

 

 

 Warum dieser Beitrag?

 

An den vergangenen zwei Tagen bei der Arbeit im Weinberg, als ich das ganze Ausmaß bewusst wahr nahm, war ich hochgradig geladen. Ich überlegte, die Pächter anzurufen, dass sie sich das Werk ihres sehr wenig, beziehungsweise Nichttuns anschauen. Vermutlich wäre ich aber ausgerastet. Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe und diesen Beitrag verfasst habe, bin ich wieder im grünen Bereich.
Anmerkung:
Ich mag keine Leute, die große Reden schwingen, aber selber nichts tun.
In Kraichtal gibt es den Slogan „In einer Landschaft zum Durchatmen“
Diese Landschaft wird von arbeitenden Mitmenschen gepflegt und nicht von Schwätzern.

 

25. Juli 2024  Roland Zimmermann

 

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